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 | Der Küntroper Turnverein von 1902 |
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Auch in Küntrop wuchs nach der Jahrhundertwende das Bedürfnis, den Idealen des "Turnvater Jahn" nachzueifern. Neuenrade und Werdohl, die schon lange einen Turnverein hatten, lieferten das leuchtende Vorbild. So fanden sich 1902 eine Handvoll junger Männer in der Schankwirtschaft Stork ein, die beschlossen, einen Turnverein in Küntrop zu gründen. Nach vielen Schwierigkeiten, die Turner stießen hier wie anderswo anfangs auf Unverständnis und Ablehnung, kamen die vom TV Küntrop eingereichten Satzungen am 13. Oktober 1902 von der Balver Behörde genehmigt zurück. Der Turnverein war geboren ! Erstaunlicherweise zählte er am Gründungstage bereits 62 ! Mitglieder, 27 aktive und 35 passive.
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Geturnt wurde zuerst in einer Scheune des Bauern Muschert-Remmert, doch nur kurze Zeit später schon in der zum Turnsaal hergerichteten alten Schmiede Midderhoff, und zwar in zwei Riegen, einer Jugend- und einer Altersriege. Die Turngeräte konnten durch einen glücklichen Zufall erworben werden; in Wortöh bei Lüdenscheid war ein Verein aufgelöst worden, und es gelang, die wenig gebrauchten Geräte zu einem günstigen Preis zu erwerben. Bei den anfänglichen Schwierigkeiten stand dem jungen Verein der Nachbarverein aus Neuenrade mit Rat und Tat zur Seite. Die Neuenrader sorgten auch für den Anschluss der Küntroper an Bezirk und Gau. Der damalige Bezirksturnwart August Hirschfeld war ein besonderer Freund und Gönner des Vereins. Er wurde für seine Verdienste um den Verein 1909 zum Ehrenmitglied ernannt.
Am 28. August 1904 feierte der Turnverein sein erstes Stiftungsfest, welches unter großer Beteiligung von Nah und Fern stattfand. Der nachstehende Bericht aus dem Protokollbuch des Turnvereins zeigt, mit welcher Begeisterung damals ein solches Turnfest gefeiert wurde: "Am 28. August 1904 war es dem Verein vergönnt, sein erstes Stiftungsfest unter Beteiligung der übrigen Vereine des VII. Bezirks, hauptsächlich des Neuenrader sowie des Turnvereins Jahn Werdohl begehen zu können. Schon am Vorabend versammelte sich Jung und Alt zum fröhlichen Kommerse, zur Einleitung des vom prächtigsten Kaiserwetter begünstigten Festes in dem im Kampe von Johannes Fuderholz aufgeschlagenen, herrlich geschmückten Zelte. Sogar eine stattliche Zahl Neuenrader Turngenossen und Bürger hatten es sich nicht nehmen lassen, dem jungen Verein ihre Sympathie durch ihr Erscheinen zu bezeugen. Die Abendstunden entschwanden unter den Konzertweisen des Neuenrader Musikvereins, abwechselnd mit Gesang-, Flaggen- und Fackelreigen des Vereins im Fluge, bis der vorgerückte Zeiger der Uhr gebieterisch zum Abbruch mahnte. Am Festmorgen bei den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne, welche herrlich im Osten an dem von keinem Wölkchen getrübten Firmament aufstieg, weckte die Reveilletrommel die Dorfbewohner vom stärkenden Schlummer. Nachmittags gegen drei Uhr formierte man sich zum Festzug, darunter die Veteranen des Dorfes als Ehrenkomitee; derselbe fand, nachdem er sich durch unseren im Festgewand gekleideten Ort bewegt hatte, im Festzelte unter einer Ansprache des Vor-sitzenden seine Auflösung. Nun begann das Schauturnen in Abwechselung mit Pyramiden, Stab- und Freiübungen, woran sich abends der Ball schloss. Bis zur frühen Morgenstunde, ja bis der Hahn krähte, blieb man versammelt zu fröhlichem Sein und Treiben in schönster Harmonie..." Aus dem Überschuss dieses Festes wurde die 1905 eingeweihte Vereinsfahne angeschafft. Sie trägt die Inschrift "Durch Kampf zum Sieg", einen Grundsatz, der auch heute noch im Sport seine Gültigkeit hat.
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Inzwischen war dem Wunsch der Mitglieder nach einem eigenen Turnsaal entsprochen worden. Der langjährige Vorsitzende des Turnvereins Bernhard Schweitzer, baute an seinen Gasthof einen Saal an. der den Aktiven noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg zur Verfügung stand. Der Verein wuchs und zählte bald 30 aktive sowie 120 passive Mitglieder. Der Turnverein hatte sich durchgesetzt ! Mit dem neuen Turnsaal steigerten sich auch die Leistungen der Turner. Man gehörte zum Turngau Lenne - VoIme, und bei den Turnfesten in Werdohl, Plettenberg, Hüingsen, Holthausen oder Neuenrade konnte so mancher Eichenkranz erworben werden. 1912 richtete der TV erstmals das Bezirksturnfest aus. Zu den Wettkämpfen kamen damals 500 ! Teilnehmer. Nochmals 1934 veranstaltete der TV ein ähnlich großes Turnfest.
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Fast jeder Küntroper war nun Mitglied im Turnverein. Doch der TV beschränkte sich nicht nur auf die körperliche Ertüchtigung seiner Mitglieder, sondern setzte auch die gesellschaftlichen Akzente im 500-Seelen-Dorf. verblüffend ist unter anderem, dass z.B. nach der Brandkatastrophe auf dem Allehof im Jahre 1904 die Turner beschlossen, eine Turnerfeuerwehr ins Leben zu rufen. Diese scheiterte jedoch daran, dass letztendlich der Gemeinde das Geld für die teueren Löschgeräte fehlte. Der Traum von einer eigenen Feuerwehr konnte erst 1927 erfüllt werden. Der Tambourscorps war früher sogar eine Abteilung des hiesigen Turnvereins. Er bestand zu-nächst aus einem reinen Trommlercorps, wurde dann im Jahre 1921 durch die Aufnahme von Flötisten, die ihr Handwerk in Garbeck bei Herrn Teipel gelernt hatten, ergänzt. Doch erst Mitte der 30er Jahre sonderte sich der Tambourscorps vom Turnverein ab und wurde selbstständig. Als Geburtsstunde rechnen die Musiker jedoch das Jahr 1921, da man ab dieser Zeit in der heute geläufigen Formation spielt. Auch der Schützenverein fand seinen Vorläufer im alten Turnverein. Schon 1913 wurden für die Turner Luftgewehre angeschafft. um, wie es im Protokoll buch heißt, die Geselligkeit im Verein zu fördern. Sofort wurden dann auch zwei Schießabende im Monat abgehalten. Dies alles sicherlich nicht ohne einen Hauch von Patriotismus. Am 4. Juli 1920 fand in Küntrop ein Turnfest statt, und am Vorabend zu diesem Fest, also dem 3. Juli 1920 wurde der Schützenverein gegründet. Am auf das Turnfest folgenden Tag wurde bereits das erste Schützenfest gefeiert und der erste Schützenkönig ermittelt.
Der Turnverein veranstaltete besonders vor dem Ersten Weltkrieg regelmäßig Familientage mit Ausflügen in die nähere Umgebung oder führte anlässlich der Kaisergeburtstagsfeier Theaterstucke im Turnsaal auf. Der Verein blühte. Auf Initiative des TV wurde auch das Ehrenmal für die Verstorbenen des Ersten Weltkrieges, das später um die des Zweiten Weltkrieges erweitert wurde, im Jahre 1935 feierlich eingeweiht. Aus diesem Anlass veranstaltete man ein Turn fest unter Mitwirkung des Kriegervereins, der sich aus den Veteranen des Ersten Weltkriegs gebildet hatte. Hiernach funktionierte das Vereinsleben nicht mehr wie gewohnt, und mehrmals wurde auf den Versammlungen über eine Auflösung des Vereins diskutiert. Es fanden sich jedoch immer wieder Männer, die das sinkende Schiff vor dem Untergang retteten. Der Zweite Weltkrieg schließlich hinterließ derartige Lücken in der Turnerriege, dass jeder Versuch, das Vereinsleben nach 1945 zu beleben, scheiterte. An die glorreichen Zeiten des TV Küntrop erinnert heute nur noch die alte Vereinsfahne aus dem Jahr 1905.
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Fußball in Küntrop Teil 1 Historisches vom Verein
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